Samstag, 21. April 2012


Vor dem Rosenstrauch stand immernoch die alte Bank. Sie war aus Eisen, verschnörkelt, alt und unbequem. Dennoch saß sie dort, den Hut tief ins Gesicht gezogen.Sie liebte Hüte. Ob groß ob klein ob aus Stroh oder Filz. Sie liebte sie einfach.
 Die Sonnenbrille verdeckte ihre roten, verweinten Augen. Sie saß seit knapp 3 Stunden unbewegt da und blickte ins Leere. Sie zeigte keine einzige Regung. Nicht einmal als sich eine riesige Spinne langsam über ihren Arm auf ihre Beine bewegte. Es war ihr egal. Piep egal. Für sie zählte nun gar nichts mehr. Nichts. Rein gar nichts! Ihre Gefühle waren abgestumpft sie fühlte sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Körper. Sie hörte nichts und sah nichts. Sie wollte nichts. Sie lebte nicht mehr. Sie hatte sich aufgegeben, denn sie war allein. Ganz allein in der großen weiten Welt. Ihre Familie weit weg , Freunde... hatte sie nicht mehr und Haustiere gab es auch nicht. Selbst Kakerlaken nahmen sofort reiß aus wenn sie auch nur eine Haarspitze von ihr sahen. Warum das so war? Das wusste sie nicht. Das wusste keiner.
Vor langer Zeit einmal war sie glücklich gewesen. Sehr glücklich! Sie lachte und sprang herum. Ohne zu ahnen was passieren würde küsste sie ihn und ließ sich durchkitzeln. Er lachte zurück und umarmte sie. Sein Hemd roch nach den Rosen die er züchtete. Sie waren tief rot, wie Blut. Und doch viel schöner. Sie hatte die weißen am meisten gemocht. Sie waren so rein und unberührt. Wie frisch gefallener Schnee. Sie beide waren glücklich. Er arbeitet gerne an seinen Rosen und sie schaute stundenlang dabei zu. Er verdiente gut  und stammte aus gutem Hause. Doch das war für sie unrelevant. Sie war ihm verfallen sie gab sich für ihn hin und er, er tat das Selbe für sie.
Der Wind frischte auf und ließ ihr schwarzes Kleid flattern Sie blickte auf. Ihr Nacken war steif geworden und schmerzte. Langsam und mühsam richtete sie sich auf und schaute in den Himmel. Er war hellblau und die Sonne schien auf sie herab.
Genau wie damals auf der kleinen holländischen Insel. Als sie beide am Strand lagen. Sie hatte ihren Hut aufgesetzt und sonnte sich , während er munter auf sie einschwatze, hin und wieder lachte er. Doch sie hörte nicht zu. Sie war versunken in ihrem Buch. Zeile für Zeile versank sie mehr in der Geschichte.
Er wusste das sie ihm nicht zuhörte, aber redete trotzdem weiter.
Jetzt wünschte sie sich, sie hätte doch zugehört. Sie versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, doch da war nur sein Lachen. Ein helles aber dennoch männliches Lachen. Klar und fröhlich. Wunderschön.
Ihr wurde bewusst, dass sie sein Lachen nie wieder hören würde und wieder rannen ihr Tränen die Wangen hinab. Der Wind wurde noch heftiger  und trug den Geruch des Meeres zu ihr. Es roch anders als damals auf Ameland. Kälter und salziger.
Langsam versuchte sie aufzustehen, doch ihre Knochen waren vom langen sitzen schwer und ungelenk geworden. Sie stütze sich auf der Bank ab und es gelang ihr aufzustehen.Sie blickte noch einmal auf den Horizont und die untergehende Sonne zurück, griff nach ihrem Stock und ging mit langsamen Schritten zurück zu der alten Villa. Wohl bewusst das auch ihre Tage sich dem Ende zuneigten und sie sich verabschieden musste. Sie war müde . Müde gegen das Ungetüm in sich an zukämpfen. Sie hatte akzeptiert, das es sie von innen zerfraß. Die Sonne schien auf den Weg und tauchte alles in ein wunderbar goldenes Licht.
Es war Herbst geworden.
Und schon bald brach der dunkle, kalte Winter über sie herein.    


Dienstag, 10. April 2012

An Tagen wie diesen

Es regnet. Nichts zu tun.Aber dennoch finde ich den Tag super! Endlich Zeit all das zu tun was schon lang überfällig ist! Ob Kaffe trinken mit einer Freundin, beschmieren und verunstalten der " Mach diese Buch fertig" Bücher oder Lieder suchen die mir schon eine lange Zeit durch den Kopf schwirren.

Niemand ist zu Hause und es riecht nach Kaffee. Der Hund schläft friedlich auf dem Teppich vor der Tür und wartet auf die Rückkehr der anderen. Der regen trommelt leise gegen das Fenster und langsam entschwinde ich auf eine Reise durch meine Phantasie.
Grüne Wiesen. Es riecht nach Blumen und Frühling. Bienen und Hummeln summen um die Wette. Irgendwo in der Nähe rauscht ein Bach. die Vögel zwitschern und die Sonne kitzelt meine Nase. Mit langsamen Schritten schländer ich durch das hüfthohe Gras. Ich streiche sanft über die Blattspitzen. Es kitzelt.Eine Wald taucht auf. Weit hinten. Ich laufe darauf zu und der Geruch von Moos und Baumrinde steigt mir in die Nase. Ich atme tief ein und streiche mir meine Ponysträhnen aus dem Gesicht.  Das Gras wird niedriger und ich gelange auf einen kleinen Pfad in den Wald. Die Zweige und Tannennadeln auf dem Boden knirschen. Hin und wieder raschelt es in den Baumwipfeln und aufgeschäuchte Vögel flattern davon. Alles ist so grün. So grün und unberührt. Eine warme Brise weht mir durchs Haar und ich bin glücklich. Einfach nur glücklich!
Ich öffen die Augen und rieche noch immer den Geruch des Waldes. So sitze ich da. Bis meine Familie heimkommt und ich mich wohl oder übel in mein Zimmer verkrümeln muss.